Die Gesundheitsversorgung für geschlechtlich non-konforme Menschen ist in Deutschland weit hinter den modernen Möglichkeiten der Medizin und Psychologie zurück. Grund hierfür ist maßgeblich die Rigidität der Träger für die Gesundheitskosten in Deutschland. Zwar verspricht die Veröffentlichung der neuen AWMF-S3-Leitlinie „Geschlechtsinkongruenz, Geschlechtsdysphorie und Trans*-Gesundheit“ eine Verbesserung der Situation. Es ist aber ungewiss, wie die Verantwortlichen für die Kostenübernahme darauf reagieren. Ähnlich ungewiss ist, was die Streichung der „Geschlechtsidentitätsstörungen“ (ICD 10) aus der Kategorie der psychischen Störungen für die Kostenübernahme geschlechtsangleichender medizinischer Maßnahmen bedeutet. Der ab 2022 gültige ICD 11 benutzt den Begriff „Geschlechtsinkongruenz“. Geschlechtsinkongruenz taucht im Kapitel „sexuelle Gesundheit“ auf und gilt vergleichbar mit Schwangerschaft als „sonstiger Grund, medizinische Versorgung in Anspruch zu nehmen“.
Die WHO entpathologiesiert damit endlich alle Formen der geschlechtlichen Varianz. Die einzelnen Staaten sind aufgerufen, sich in ihren jeweiligen Gesundheitssystemen konstruktiv und trans*-positiv um die zukünftige Versorgung geschlechtlich non-konformer Menschen zu kümmern. Mit blick auf das deutsche Gesundheitssystem besteht jedoch die Sorge, dass die langfristige Gesundheitsversorgung gefährdet sein wird.
Die Tagung will aktive Personen aus den Bereichen Aktivismus, Politik und Gesundheitsversorgung zusammenbringen, die für gesundheitspolitische Themen für geschlechtlich non-konforme Menschen verantwortlich sind und an deren Weiterentwicklung arbeiten wollen. Zentrale Problem- und Fragestellungen im Feld der Gesundheitsversorgung von geschlechtlich non-konformen Menschen sollen diskutiert und Lösungswege erarbeitet werden. In Form von fachspezifischen Inputs und Workshops sind unter anderem folgende Themen geplant:
- Wie lassen sich Möglichkeiten und Inhalte einer trans-positiven Gesundheitsversorgung systematisieren?
- Wie lässt sich diskriminierendes Verhalten im Gesundheitssystem abbauen?
- Welche Handlungsbedarfe sind die drängendsten?
- Welche politischen Ziele und Strategien lassen sich entwickeln?
- Welche anderen Akteur_innen im Feld der Gesundheitspolitik bieten sich als mögliche Bündnispartner_innen an?
Ziel der Tagung ist es, einen Austausch unter gesundheitspolitischen Akteur_innen zu ermöglichen und für eine trans-positive und diskriminierungsfreie Gesundheitsversorgung politisch aktiv zu werden.
Veranstaltungsnummer: 9793